Bistrotische inmitten antiker Gebäude, aufgeräumte Plätze, geschäftiges Treiben in der Pfistergasse: Das kleinste aller Stadtquartiere verbindet Geschichte, Sorgfalt und Tradition. Ich gehe auf Entdeckungsreise - eine Reise zwischen damals und heute.
Ich eile über die Reussbrücke in die Altstadt - normalerweise. Heute biege ich bei der Franziskanerkirche nach links ab. Die Sonne steht hoch am Himmel, taucht alte Gebäude in weiches Licht und wirft lange Schatten auf neue Pflastersteine. Während zwei Jahren ist die Kleinstadt, das Dreieck zwischen Hirschengraben und Reuss, saniert worden. Die alteingesessenen Gebäude sind geblieben. Im Spätmittelalter gewann Luzern im wachsenden Gotthardverkehr grosse Bedeutung: Waren, Mensch und Tier gelangten vom Wasser an Land und setzten ihren Weg über die Pfistergasse nach Bern und Basel fort - oder umgekehrt. In Luzern machten die Händler halt, um sich für den zweiten Teil der Reise zu stärken. Die Kleinstadt ist das Älteste aller Quartiere und hiess damals «Affenwagen». Der Name geht auf die Vereinigung patrizischer Fernhändler zurück, welche im heutigen Regierungsgebäude ihre Zunftstube führten, umgeben von zahlreichen Wirtshäusern. Geblieben sind die beiden Traditionsbetriebe der Tavolago: der Stern und die Taube. Andere mussten der Jesuitenkirche weichen. Und wieder andere erstrahlen heute in neuem Glanz, wie das Bistro Krienbrüggli. Aber alles der Reihe nach - der Tag ist noch lang.
Hohe Berge dominieren die Landschaft. Steil zulaufende Felswände, die sich unerbittlich aufbauen, um ihre Schatten in’s Tal zu werfen: graue schwarze und weisse Farbspiele so weit das Auge reicht. Es ist eine faszinierende Gegend zwischen roher Natur und unberührter Schönheit. Einsam, je höher man kommt. Inmitten der Felsen haben Elio Müller und Franz von Arx ihr kleines Lager aufgeschlagen. Da, wo niemand ist. Für etwa vier Monate im Jahr ist der Planggenstock in der Göschneralp ihr Arbeitsplatz, die beiden sind Strahler. Sie suchen nach Kristallen. Franz ist ein Pionier der Strahler-Gilde. 1993 entdeckte er zusammen mit seinem damaligen Partner Paul die Anzeichen einer Kluft im harten Felsen des Planggenstocks. 12 Jahre und 150 Kubikmeter abgetragenen Gesteins später, wurden sie fündig. Tief im Innern des Berges stiessen sie auf eine 300 kg schwere Kristallgruppe. Das gab es noch nie. Paul setzte sich zur Ruhe und Franz hielt nach einem neuen Gefährten Ausschau. Elio hatte sich bereits in jungen Jahren mit seinem feinen Gespür für Bodenschätze einen Namen gemacht, die beiden kannten sich gut. Sie entschlossen sich, zusammen zu spannen. Den Schritt, das Strahlern zum Beruf zu machen, sollte Elio nicht bereuen.