Es sind Welten, die aufeinanderprallen: Ich stehe vor dem grossen Fabrikgebäude aus den 50-er Jahren. Ich fahre den alten Warenlift hoch, laufe einen dunklen Korridor entlang und befinde mich plötzlich in einem grossen hellen Büro. Umringt von pulsierendem Leben, sprudelnden Ideen und einer Menge Neuer Medien.
Das weitläufige Areal liegt am Ufer der kleinen Emme, nördlich vom Seetalplatz. Ich stelle mir vor, wie das Leben pulsiert hat – damals. Beinahe sehe ich, wie die Arbeiter und Arbeiterinnen in den grossen Gebäuden verschwinden. Wie die Maschinen rattern. 1906 wurde dort erstmals Kunstseide produziert. 70 Jahre später stellten bereits 5500 Menschen 54’500 Tonnen Viscoseseide, Zellwolle, Pneu-Kunstseide und Nylon her. Goldige Zeiten für Emmenbrücke. Das Ausland setzte der teuren Schweiz jedoch zu. 2006 arbeiteten noch 360 Menschen in den grossen, immer leiser werdenden Hallen, die wenig später ganz verstummten. Die 2009 gegründete Firma Monosuisse, welche die Tradition des Fadens wieder aufleben liess, brachte die Produktion in einem einzigen Gebäude unter. Die restlichen Industriebauten blieben leer. Bis sich 2014 einige ein Herz fassten und das Projekt «Viscosistadt» in’s Leben riefen: Das ehemalige Fabrikgelände sollte neu bespielt werden – für die Arbeit, für Bildung, Kultur und zum Wohnen.